Überlebensraten bei Kinderkrebs: Aktuelle Zahlen und wie sie entstehen

Dieser Artikel behandelt die folgenden Themen:
Warum stammen die neuesten Überlebensraten nicht aus dem aktuellen Jahr?
Das magische Zeitfenster: Fünf Jahre
Von einzelnen Geschichten zur mutmachenden Zahl
Historische Überlebensraten bei Kinderkrebs
Aktuelle Überlebensraten bei Kinderkrebs
Können die Überlebensraten noch weiter steigen?

Warum stammen die neuesten Überlebensraten nicht aus dem aktuellen Jahr?

Bestimmt sind Sie auf diesem Artikel gelandet, weil Sie nach den Überlebensraten bei Kinderkrebs suchen – am liebsten noch aus dem aktuellen Jahr. Eine scheinbar einfache Frage mit einer überraschend komplexen Antwort. Denn sie führt uns zu einer grundsätzlichen Grundfrage der Medizin: Wann genau hat ein Kind den Krebs „überlebt“? Wenn der Tumor verschwunden ist? Nach dem ersten Jahr ohne Rückfall? Oder erst nach zehn Jahren?

Üblicherweise sprechen Mediziner*innen von Heilung, wenn Patient*innen dieselbe Lebenserwartung haben wie gesunde Menschen. Die meisten Studien sehen es pragmatischer: Ein Kind gilt dann als „Survivor“, wenn es fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch lebt.

Das magische Zeitfenster: Fünf Jahre

Diese Zeitspanne von fünf Jahren ist nicht willkürlich gewählt. Tatsächlich beobachten Forscher*innen nach fünf Jahren ein „Plateau“ in den Überlebenskurven. Das bedeutet, dass es bei Kindern, die bereits 5 Jahre überlebt haben, kaum noch zu Todesfällen durch ihre ursprüngliche Krebserkrankung kommt. Ein längeres Beobachten macht daher für eine allgemeine Aussage keinen großen Unterschied.

Von einzelnen Geschichten zur mutmachenden Zahl

Die Aufgabe von den Studien der sogenannten Krebsregister ist es, einen Status-Quo zu liefern. Damit zeigen sie auf wo Handlungsbedarf besteht. Anders als klinische Studien, folgen sie also keiner spezifischen Forschungsfrage zur Therapieverbesserung.

Doch wie berechnet man bei diesen Studien die Überlebensraten? Der Prozess beginnt mit strenger Anonymisierung aller Patientendaten unter höchsten rechtlich geregelter Datenschutzstandards. Anschließend berücksichtigen Wissenschafter*innen verschiedene Faktoren wie Alter, Geschlecht und Tumorart – nur so kommt es zu vergleichbaren Aussagen.

Zusätzlich muss bedacht werden, dass Kinder, die erst am Ende des ausgewählten Studienzeitraumes erkrankt sind, meist keine vollen 5 Jahre beobachtet werden können. Hier helfen sich Forscher*innen mit bewährten statistischen Methoden, die auf den Erfahrungen der früher erkrankten Kinder aus derselben Studie basieren.

Nach dieser umfangreichen Vorarbeit können die Forscher*innen dann vergleichen, wie viele der Patient*innen vom Beginn der Studie nach den 5 Jahren noch lebt. Dieser Prozentsatz bildet schließlich die Überlebensrate.

Historische Überlebensraten bei Kinderkrebs

Die Überlebensraten entwickelten sich seit den 1940er Jahren einen bemerkenswerten positiven Trend. Während die Forschung das Verständnis von Krebs auf molekularer Ebene vorantreibt und so zur Entwicklung neuer Therapieansätze führt, ermöglichen klinische Studien die systematische Testung neuer Therapien, um deren Sicherheit und Wirkung zu gewährleisten sowie bestehende Behandlungen gezielt zu verbessern.

Während in den 70er Jahren noch jedes zweite Kind an seiner Erkrankung starb, so zeigt sich heute ein ganz anderes Bild: Durchschnittlich werden etwa 85% der Kinder in Österreich zwischen 0 und 14 Jahren wieder gesund. Bei den lymphatischen Leukämien sind es sogar 95%!

Aktuelle Überlebensraten bei Kinderkrebs
KrebsartFünf-Jahres-Überlebensrate*
Lymphatische Leukämien95,0 %
Akute myeloische Leukämien75,0 %
Hodgkin-Lymphome100 %
Non-Hodgkin-Lymphome92,0 %
Neuroblastome und Ganglioneuroblastome79,3 %
Retinoblastome98,1 %
Nierentumore (inkl. Wilms-Tumor)89,1 %
Lebertumore66,7 %
Osteosarkome60,4 %
Ewing-Sarkome78,0 %
Rhabdomyosarkome76,9 %
Keimzellentumore86,1 %
Karzinome der Schilddrüse100 %
Malignes Melanom94,1 %

*Beobachtungszeitraum 2010-2019, Quelle: Statistik Austria, Krebserkrankungen in Österreich 2025

Können die Überlebensraten noch weiter steigen?

Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Jede neue Studie, jeder Therapiedurchbruch, jede innovative Behandlungsmethode trägt dazu bei, dass noch mehr Kinder ihre Krebserkrankung überwinden. Denn noch immer erkranken in Europa etwa 35.000 Kinder jährlich an Krebs und 6.000 von ihnen sterben. Damit bleibt Krebs die häufigste Todesursache durch Krankheit bei Kindern, die älter als 1 Jahr sind.

So lange auch nur ein einziges Kind an Krebs stirbt gibt es noch viel zu tun. Deshalb widmen sich bei der St. Anna Kinderkrebsforschung 15 spezialisierte Forschungsgruppen in Zusammenarbeit mit Ärzt*innen des St. Anna Kinderspitals verschiedenen Aspekten des Kinderkrebses, um so das Verständnis von dieser Erkrankung voranzutreiben und zur Entwicklung von neuen Therapien beizutragen. Denn jede Krebsart hat ihre eigenen Besonderheiten und erfordert einen vielschichtigen Forschungsansatz im Kampf gegen Kinderkrebs.