Neues Projekt zu Ewing-Sarkom-Modellen
Wie ein neues Modell helfen soll, den Ursprung des Ewing Sarkoms zu entschlüsseln
Krebs bei Kindern entsteht manchmal durch einen genetischen Unfall: Zwei Gene verschmelzen miteinander und erschaffen ein sogenanntes Fusionsonkogen – eine fehlerhafte Anweisung, die das Verhalten einer Zelle grundlegend verändert. Statt ihren normalen Aufgaben nachzugehen, aktiviert sie plötzlich neue Programme, wächst weiter oder bleibt in einem unreifen Zustand stecken. Das Tückische daran ist ihre Spezifität: Sie verursachen nur ganz bestimmte Krebsarten und können nur bestimmte Zelltypen in Krebszellen verwandeln. Genau hier liegt ein großes Problem der Kinderonkologie, denn bei vielen pädiatrischen Krebsarten wissen Forscher*innen bis heute nicht, welche Zelle der eigentliche Ursprung der Krankheit ist.
Das Rätsel um das Ewing-Sarkom
Das Ewing-Sarkom ist einer dieser Krebsarten, die durch ein Fusionsonkogen hervorgerufen wird. Es handelt sich hier um einen besonders aggressiven Tumor der Knochen und Weichteile, der hauptsächlich Kinder und Jugendliche trifft. Seit 40 Jahren hat sich die Standardbehandlung – eine Kombination aus Operation und Chemotherapie – kaum verändert. Die Folgen sind schwerwiegend: Überlebende leiden oft unter chronischen Gesundheitsproblemen und haben ein erhöhtes Risiko, später weitere Krebserkrankungen zu entwickeln.
Trotz des dringenden Bedarfs an neuen Therapien kommen Fortschritte nur schleppend voran, da es an guten und verlässlichen Modellen fehlt. Ohne gute Forschungsmodelle können die Forscher*innen weder verstehen, wie die Krankheit auf molekularer Ebene funktioniert, noch neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln und testen. Ein Grund für das Fehlen dieser Modelle ist, dass nach wie vor unklar ist, aus welchem Zelltyp das Ewing-Sarkom ursprünglich entsteht. Diese „Ursprungszelle“ zu kennen wäre der Schlüssel, um aussagekräftige Modelle zu entwickeln.
Das Ewing Sarkom von Grund auf verstehen
An diesem Punkt setzt ein neues Forschungsprojekt von Hana Bernhardova an, die mit einem BIF PhD Fellowship in der Gruppe von Dr. Eleni Tomazou arbeitet. Sie verfolgt einen „Build-it-to-Understand“-Ansatz bei dem sie ein Ewing-Sarkom-Modell komplett neu aufbauen möchte.
Ihr Ausgangspunkt sind menschliche pluripotente Stammzellen – wahre „Alleskönner-Zellen“, die sich in jeden beliebigen Zelltyp des menschlichen Körpers verwandeln können. Diese Stammzellen differenziert sie in verschiedene potenzielle Ursprungszellen und testet systematisch, welche davon durch das Ewing-Sarkom-Fusionsprotein tatsächlich zu Krebs werden können.
Warum diese Forschung bahnbrechend sein könnte
Dieser Ansatz könnte endlich das jahrzehntelange Rätsel um die Entstehung des Ewing-Sarkoms lösen. Die Hoffnung ist, dass die junge Forscherin durch die Beobachtung jeden einzelnen Schritts der Krankheitsentwicklung herausfinden kann, was genau in jeder Phase passiert und was die Zellen benötigen, um zur nächsten Stufe überzugehen. Im besten Fall könnten diese Erkenntnisse stadium-spezifische Schwachstellen des Krebses enthüllen, für die man gezielte Medikamente entwickeln könnte.
Darüber hinaus könnte ihre Arbeit das schaffen, was der Ewing-Sarkom-Forschung seit Jahrzehnten fehlt: verlässliche und aussagekräftige Forschungsmodelle. Diese Modelle würden nicht nur ihr eigenes Projekt voranbringen, sondern könnten auch von Wissenschafter*innen weltweit genutzt werden, um die gesamte Ewing-Sarkom-Forschung zu beschleunigen.