St. Anna Kinderkrebsforschung will mit internationalen Partnern neue Medikamente gegen das Ewing Sarkom entwickeln
Ein dreijähriges Projekt soll langfristig zu einer besseren Überlebensrate bei Patient:innen mit Ewing Sarkom führen.
(Wien, 22.02.2024) Das Ewing Sarkom ist ein sehr aggressiver, rasch metastasierender Knochenkrebs. In Österreich sind fünf bis acht Kinder- und Jugendliche jährlich betroffen. Die langfristige Überlebensrate beträgt nur 50 bis 60 Prozent, jene für Betroffene, bei denen Metastasen und ein Wiederauftreten der Krankheit festgestellt wurden, haben statistisch eine noch geringere Überlebenschance – von 20 bis 30 Prozent. Es ist also wichtig, ergänzende Medikationen neben Operationen, Strahlen- und Chemotherapien zu entwickeln, die die Heilungschancen deutlich erhöhen und die Physis der Erkrankten nicht zusätzlich belasten. Bisher war die relative Seltenheit des Ewing Sarkoms und der Mangel an präklinischen Modellen ein Hinderungsgrund für neue Entwicklungen.
Inhibitoren des Proteins HSP90 wurden als potenziell vielversprechende neue Therapeutika erkannt, doch bisher hat es keines dieser Medikamente in die klinische Anwendung geschafft. In einem binationalen, dreijährigen Projekt der St. Anna Kinderkrebsforschung und der Universität von Ljubljana wird nun nach neuen HSP90-Inhibitoren gesucht – finanziert wird die Forschung auf österreichischer Seite vom Wissenschaftsfonds FWF und auf slowenischer Seite von der Slovenian Research Agency (ARIS).
Den Tumor-Treiber aus dem Spiel nehmen
HSP90 ist ein essenzielles Protein. Es unterstützt die Faltung von anderen Proteinen, damit diese ihre volle Wirkung erzielen können. Mehr als 400 Proteine profitieren von dieser HSP90 Funktion. Unter seinen Klientenproteinen befindet sich aber auch jenes Onkogen, das die Erkrankung von Ewing-Sarkom Patientinnen und Patienten vorantreibt, EWS::FLI1.
In Ljubljana werden unter der Leitung von Prof. Dr. Tihomir Tomašič neue Wirkstoff gegen HSP90 entwickelt. In der St. Anna Kinderkrebsforschung testet man an zwei innovativen Krankheitsmodellen Wirksamkeit und Toxizität dieser Inhibitoren – im Labor von Univ.-Prof. Dr. Heinrich Kovar an Organoiden und in der Innovative Krebsmodelle Gruppe unter der Leitung von Dr. Martin Distel an lebenden Organismen.
Dabei gilt es einen innovativen Ansatz zu verfolgen: HSP90 Inhibitoren können den Tumor-Treiber aus dem Spiel nehmen, und auch andere wichtige Proteinfaltungsprozesse der Tumorzelle negativ beeinflussen, um dem Tumorwachstum entgegenzuwirken. Um gesunde Gewebe zu schützen und die therapeutische Wirkung zu verstärken, werden die Teams verschiedene Kombinationstherapien in den Modellen testen.
Die Forschung befindet sich am Anfang einer Entwicklung zu neuen Medikamenten, die nachhaltig das Ewing-Sarkom bekämpfen. Am Ende wäre eine deutliche Verbesserung der Überlebensrate ein schöner Erfolg.