St. Anna Kinderkrebsforschung veranstaltet internationales Sarkom-Meeting „EuSARC“
(Wien, 16.5.2023) Vom 18. bis 20. Mai begrüßt die St. Anna Kinderkrebsforschung Wissenschafter:innen und Ärzt:innen aus ganz Europa, den USA und darüber hinaus am EuSARC 2023 in Wien. EuSARC ist eine europaweite Gruppe von Wissenschafter:innen, die jährliche Tagungen abhalten, um die Forschung an dringend benötigten neuen Therapien für Sarkome voranzutreiben.
Sarkome, das sind verschiedene Arten von Knochen- und Weichteiltumoren, machen etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen aus und gehören zu den am wenigsten erforschten Tumorerkrankungen. „Aufgrund ihrer Seltenheit bekommen Sarkome weniger Aufmerksamkeit, weswegen Meetings wie EuSARC so wichtig sind. Ziel ist es, die Kommunikation unter jenen Wissenschafer:innen und Kliniker:innen zu verbessern, die die Leidenschaft für die Forschung an Sarkomen teilen“, erklärt Dr. Eleni Tomazou, Principal Investigator an der St. Anna Kinderkrebsforschung und Teil des wissenschaftlichen Komitees der EuSARC. „Wir wollen von jeder Patientin und jedem Patienten lernen, um die Lücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung zu schließen und neue Therapien zu entwickeln.“
„Wir sind sehr stolz, dieses wichtige internationale Meeting hier in Wien ausrichten zu dürfen“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Kaan Boztug, Wissenschaftlicher Direktor der St. Anna Kinderkrebsforschung. „Pädiatrische Sarkome sind wenig erforschte und tödliche Krebsarten, für die es nur sehr limitierte Therapieoptionen und kaum Verbesserungen in den Behandlungsergebnissen gibt. Es ist von entscheidender Bedeutung, die besten Wissenschafter:innen zusammenzubringen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern, um uns über neue Ergebnisse auszutauschen und darüber zu diskutieren, wie wir vorankommen können.“
Möglicher Therapieansatz für Ewing-Sarkom
Zu den Vortragenden gehört Prof. Dr. Kimberly Stegmaier, eine führende Expertin auf dem Gebiet der Kinderkrebsforschung am Dana-Farber Cancer Institute und Professorin für pädiatrische Medizin an der Harvard Medical School, Boston, USA. In ihrer Präsentation beim EuSARC Meeting wird sich Stegmaier auf neue Erkenntnisse beim Ewing-Sarkom konzentrieren, dem zweithäufigsten Knochentumor bei Kindern und Jugendlichen. „Dieser Tumor wird von einem Fusions-Onkoprotein angetrieben, am häufigsten von der EWS-FLI1-Fusion, die sich als schwieriges Ziel für Medikamente erwiesen hat. Unsere Studien zeigen, dass Ewing-Sarkome eine bestimmte Menge der EWS-FLI1-Fusion benötigen, was als ,Goldilocks‘-Phänomen bezeichnet wird. Zu wenig oder zu viel von der Fusion ist schädlich für die Ewing-Sarkom-Zellen“, erklärt Stegmaier, die diese Erkenntnisse sowie Strategien zur Entwicklung neuer Therapien diskutieren wird.
Tomazou kommentiert die oben genannten Studienergebnisse: „Kim Stegmaier hat mit ihrem Team ein Protein namens TRIM8 identifiziert, das die Menge des EWS-FLI1-Fusionsproteins in der Krebszelle reguliert. Da die Tumorzellen auf die präzise Regulierung der EWS-FLI1-Menge angewiesen sind, ist TRIM8 eine spannende neue Option, um das Ewing-Sarkom gezielt zu bekämpfen.“
Auf dem Programm stehen weitere Vorträge renommierter internationaler Expert:innen, darunter Dr. Silvia Stacchiotti, Fondazione IRCCS Istituto Nazionale Tumori, Italien, die neue Behandlungsmethoden für extrem seltene Sarkome vorstellen wird, und Dr. Isidro Cortés-Ciriano vom Europäischen Institut für Bioinformatik (EMBL-EBI), Großbritannien, der neue Erkenntnisse über den malignen peripheren Nervenscheidentumor (MPNST), ein aggressives Weichteilsarkom, präsentiert.
Über den Tellerrand schauen
„In der Absicht, Innovationen voranzutreiben, haben wir auch hochkarätige Gastredner eingeladen, die nicht direkt auf Sarkome spezialisiert sind. Dr. Georg Winter vom CeMM beispielsweise ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der Protein-Degradation. Diese neuartige Technologie könnte für das Ewing-Sarkom von Nutzen sein, wenn man daran denkt, das Onkoprotein durch Degradation gezielt zu bekämpfen“, erklärt Boztug.
Insgesamt umfasst das Programm 18 Oral Presentations und 40 Flash Talks. Die beste Oral Presentation und der beste Flash Talk werden am Ende der Tagung ausgezeichnet, ermöglicht dank einer Finanzierung durch den Bone Cancer Research Trust (UK).
Nach ihren persönlichen Meeting-Highlights gefragt, sagt Tomazou: „Am meisten freue ich mich darauf, alle meine Kolleg:innen und Freund:innen wieder zu sehen und Ideen auszutauschen. Es ist das erste Treffen ohne Einschränkungen durch COVID. Wir profitieren sehr von dieser persönlichen Interaktion, insbesondere im Hinblick auf mögliche zukünftige Kooperationen und die Diskussion neuer Erkenntnisse.“
Auch Kim Stegmaier hebt die Vorteile eines persönlichen Treffens hervor: „Die pädiatrische Sarkom-Gemeinschaft ist eine wunderbar kooperative Gemeinschaft. Ich habe es genossen, mit führenden Wissenschafter:innen der St. Anna Kinderkrebsforschung in vielen unterschiedlichen Kontexten zu interagieren, zum Beispiel auf internationalen Tagungen, von der Kinderkrebsstiftung gesponserten Think Tanks und als Mitarbeiter:innen an Forschungsprojekten. Die 2008 geknüpften Kontakte haben zu 15 Jahren wissenschaftlicher Synergie und Freundschaft geführt. Ich bin sicher, dass auch der kommende EuSARC-Kongress neue Kooperationen anregen wird!“
Das Programm von EuSARC 2023 finden Sie hier: https://ccri.at/eusarc-23-program/
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Über EuSARC
Das EuSARC 2023 Meeting findet in Wien statt und befasst sich mit multidisziplinären Themen von molekularen Mechanismen bis hin zu neuen Therapien bei Sarkomen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. EuSARC ist eine europaweite Gruppe von engagierten Wissenschafter:innen und Kliniker:innen, die regelmäßige Tagungen abhalten, um die Lücke zwischen Grundlagen- und klinischer Sarkomforschung zu überbrücken. Durch die Organisation von jährlichen Tagungen will EuSARC das Bewusstsein für den dringenden Bedarf an neuen Forschungsansätzen bei Sarkomen erhöhen. Nachdem Prof. Dr. Nicola Baldini, Prof. Dr. Dominique Heymann, und Prof. DDr. Thomas Grünewald, das erste Treffen 2018 in Bologna, Italien, organisiert hatten, wurde EuSARC von verschiedenen Institutionen in ganz Europa ausgerichtet, um so viele Teilnehmer:innen wie möglich miteinzubeziehen. Die St. Anna Kinderkrebsforschung ist eng mit der EuSARC-Gemeinschaft verbunden und überaus stolz darauf, als Gastgeberin für das diesjährige Treffen im Van Swieten Saal in Wien ausgewählt worden zu sein.
Über Sarkome
Sarkome sind bösartige Tumore der Knochen und Weichteile – eine heterogene Gruppe, die insgesamt etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen ausmacht. Sie gehören zu den am wenigsten erforschten Krebsarten und bislang wurden wenige therapeutische Fortschritte erzielt. Neue Ideen und Initiativen werden dringend benötigt, um dem ungedeckten medizinischen Bedarf bei diesen schwer zu behandelnden Tumoren gerecht zu werden.
Das Ewing-Sarkom ist ein sehr aggressiver Tumor, der vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Mit einer risikoangepassten, multimodalen Therapie liegt die 3-Jahres-Überlebensrate zwischen 50 und 80 Prozent. Die derzeitigen Chemotherapien haben erhebliche Nebenwirkungen, die langfristig die Lebensqualität beeinträchtigen und möglicherweise zu sekundären Krebserkrankungen führen können. Dennoch können sie leider nicht allen Patient:innen helfen.
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