LCH – Ein seltener Kinderkrebs im Fokus
Die Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH) ist eine seltene Erkrankung, die in jedem Alter auftreten kann, aber vor allem bei Kleinkindern schwerwiegende Folgen hat. Sie zeichnet sich durch ein breites Spektrum an Symptomen aus – von harmlosen Knochenläsionen, die oft von selbst heilen, bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, die intensive Therapien erfordern.
Was sind LCH- Zellen?
Auch wenn man es annehmen könnte bzw. man es früher dachte, entsteht die LCH nicht aus Langerhans Zellen. Beide Zelltypen sind zwar langerin positiv, tragen also diesen Marker auf ihrer Zelloberfläche und teilen auch noch weitere Marker und Eigenschaften, aber mittlerweile weiß man, dass sich LCH aus Blut und Blutbildenden Zellen entwickelt.
Normalerweise ist sind diese Zellen und deren Bildung, durch ein gut funktionierenden Prozess reguliert. Bei LCH jedoch verhalten sich die Zellen anders: Sie teilen sich unkontrolliert und sammeln sich in verschiedenen Geweben an, wo sie Entzündungen und Gewebeschäden verursachen. Diese Anhäufung von Zellen führt zu den typischen Symptomen der Krankheit. Ein Großteil der bisherigen Forschung konzentriert sich darauf, herauszufinden, warum diese Zellen nicht richtig funktionieren und sich abnormal vermehren.
Wie entstehen krankhafte Veränderungen in den Geweben?
Ein Schlüssel zu dieser Frage liegt in den genetischen Veränderungen der betroffenen Zellen. Insbesondere Mutationen im BRAF-Gen spielen eine zentrale Rolle. Dieses Gen reguliert normalerweise wichtige zelluläre Prozesse wie Wachstum und Teilung. Bei einer Mutation, wie sie häufig bei LCH auftritt, senden die Zellen jedoch falsche Signale. Ein gestörter Signalweg – der MAPK-Signalweg – wird aktiviert, wodurch die Zellen unkontrolliert wachsen.
Doch nicht alle Mechanismen sind bereits verstanden. Eine zentrale Frage bleibt: Warum führen diese Genmutationen bei manchen Personen zu schweren Krankheitsverläufen, während andere mildere Symptome zeigen oder sogar ohne Behandlung genesen? Es gibt Hinweise darauf, dass nicht nur genetische Mutationen eine Rolle spielen, sondern auch die Interaktion der Zellen mit ihrer Umgebung. Diese zelluläre Mikroumgebung und ihre Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der LCH ist Gegenstand intensiver Forschung.
Warum sind manche Läsionen hartnäckiger?
Eine der komplexesten Herausforderungen bei LCH ist, dass die Läsionen, also die betroffenen Gewebe, nicht nur aus einer Art von Zellen bestehen. Die verschiedenen Zelltypen innerhalb der Läsionen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften und ihrer Funktion. Einige dieser Zellen scheinen das Verhalten der anderen Zellen zu beeinflussen. Dieses Zusammenspiel zwischen den Zellen könnten erklären, warum manche Läsionen hartnäckiger sind und auf Therapien schlechter ansprechen.
Die Forschung zeigt, dass die Plastizität der Zellen – also ihre Fähigkeit, sich je nach Umgebung anzupassen – eine wesentliche Rolle in dieser Interaktion spielt. Ein besseres Verständnis dieser komplexen Wechselwirkungen könnte neue Ansätze für gezielte Therapien bieten, die sich nicht nur auf die Symptome konzentrieren, sondern die zugrundeliegenden Ursachen der Krankheit ansprechen.
Forschung an der St. Anna Kinderkrebsforschung
Die Hutter Gruppe der St. Anna Kinderkrebsforschung konzentriert sich darauf, offene Fragen rund um die LCH zu beantworten. Insbesondere wird daran geforscht, wie Zellen innerhalb der LCH-Läsionen mit ihrer Mikroumgebung interagieren und welche genetischen Veränderungen die Krankheit vorantreiben. Eine der großen Herausforderungen ist es, zu verstehen, warum sich manche Zellen unkontrolliert vermehren, während andere inaktiv bleiben.
Eine zentrale Fragestellung in der Forschung ist: Wie schaffen es die Tumorzellen, Immunzellen in ihrer Umgebung zu beeinflussen und in ihrer Funktion zu stören? Dies könnte erklären, warum der Körper in manchen Fällen nicht in der Lage ist, die Krankheit selbst zu bekämpfen. Mit Hilfe modernster Technologien wie der Einzelzell-Analyse versucht die Hutter Gruppe, das Zusammenspiel der verschiedenen Zelltypen besser zu verstehen und neue Biomarker zu identifizieren, die für die Entwicklung gezielterer Therapien entscheidend sein könnten.
Durch ihre Arbeit hoffen die Forscher*innen, das Fortschreiten der Krankheit besser zu verstehen und innovative Behandlungsstrategien zu entwickeln, die den Patient*innen helfen, die Heilungschancen zu erhöhen. Es bleibt jedoch noch viel zu erforschen, und die Suche nach neuen Antworten geht weiter.