Ewing-Sarkom bei Kindern: Ein genetisches Puzzle mit dramatischen Folgen

Das Ewing-Sarkom ist eine seltene Form von Knochenkrebs, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Die Überlebensraten haben sich seit den 1980er Jahren nicht wirklich verbessert, da es noch immer keine guten Behandlungsmöglichkeiten gibt und die Wahrscheinlichkeit von Metastasierung – also der Ausbreitung des Krebses – sehr hoch ist.

Das Ewing-Sarkom ist bereits seit über hundert Jahren bekannt und stellt die Forschung noch immer vor große Herausforderungen. Während bei manchen Kindern der Krebs erfolgreich behandelt werden kann, bleibt die Heilung in Fällen, bei denen der Krebs sich ausgebreitet hat, weiterhin schwierig. Und das, obwohl es sich beim Ewing Sarkom um einen relativ simplen Krebs handelt. Simpel in dem Sinne, dass eine einzelne Genmutation maßgeblich zur Entstehung führt.Dennoch gibt es keine guten Modelle für diese Krebsart. Das versucht die St. Anna Kinderkrebsforschung zu ändern, um die Überlebensraten der Betroffenen zu verbessern. Diese liegen für Kinder mit einem lokalisierten Tumor bei 70-80 %. Wenn der Tumor jedoch bereits metastasiert, sinkt die Überlebensrate auf dramatische 20-30 %.

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Ein Fehler im genetischen Code

Beim Ewing-Sarkom kommt es zu einem Fehler in der Genetik der Zellen, bei dem zwei Chromosomen (das sind die Träger unseres Erbguts) ihre Abschnitte vertauschen. Es sind also zwei Gene vertauscht, die dadurch miteinander verschmelzen. Dieses neu entstandene Fusionsprotein – beispielsweise EWS-FLI1 – verursacht zwei Probleme:

  1. Es aktiviert Gene, die die Zellteilung vorantreiben, und
  2. es unterdrückt Gene, die das Wachstum normalerweise kontrollieren.

Das bringt das Zellwachstum durcheinander und führt zu Krebs.

Warum betrifft das Ewing-Sarkom vor allem Kinder?

Während Krebs bei Erwachsenen oft durch äußere Einflüsse wie Rauchen oder UV-Strahlung ausgelöst wird, entstehen Krebserkrankungen im Kindesalter häufig durch spontane genetische Veränderungen, die während der Entwicklung des Kindes auftreten. Solche genetischen Veränderungen, die nicht vererbt, sondern zufällig entstehen, haben in der Natur oft keine negativen Folgen und spielen sogar eine wichtige Rolle für die Evolution. Sie tragen zur Vielfalt des Lebens bei, indem sie neue Anpassungen ermöglichen. In seltenen Fällen können diese Veränderungen jedoch zu schweren Erkrankungen wie Krebs führen. Forscher*innen arbeiten intensiv daran zu verstehen, warum manche dieser Mutationen harmlos bleiben, während andere leider den Beginn einer Krebserkrankung markieren.

Epigenetische Veränderungen: Ein tieferer Blick auf die DNA

Eine weitere Facette des Ewing-Sarkoms ist, dass es nicht nur durch die Fusion der Gene EWSR1 und FLI1 entsteht, sondern auch durch epigenetische Mechanismen beeinflusst wird. Das bedeutet, dass die Aktivität von Genen verändert wird, ohne dass die eigentliche DNA-Sequenz verändert wird. Trotz dieser Kenntnisse bleibt die Entwicklung gezielterer Therapien schwierig, insbesondere weil es bisher keine guten Modelle gibt, um die Krankheit besser zu verstehen.

Forschung an der St. Anna Kinderkrebsforschung

An der St. Anna Kinderkrebsforschung widmen sich gleich zwei Forschungsgruppen der Aufgabe, das Ewing-Sarkom besser zu verstehen und neue Behandlungsansätze zu finden. Besonders im Fokus stehen die Folgen der Genfusion auf die Mechanismen in der Zelle, welche daraufhin zum vermehrten Wachstum und erhöhter Migration führen. Mithilfe modernster Technologien versuchen Forschungsgruppen wie die von Eleni Tomazou oder Heinrich Kovar neue Modelle zu erstellen, um das Ewing Sarkom endlich zu entschlüsseln.