Die Ursprünge von Neuro- und Nephroblastom erforschen

(Wien, 15.02.2024) Die zellulären Veränderungen, die zur Entstehung von Krebserkrankungen bei Kindern führen sind noch immer weitgehend ungeklärt – vor allem bei embryonalen Tumoren. Eine neue Studie unter der Leitung von Dr. Florian Halbritter, Principal Investigator an der St. Anna Kinderkrebsforschung, soll nun zeigen, warum gewisse genetische Mutationen eher zu Tumoren bestimmter Entwicklungslinien führen als andere. Dieses Forschungsvorhaben wird vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

Krebs ist nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern, obwohl inzwischen viele Mutationen, die Krebs verursachen, bekannt sind und sich die Therapie verbessert hat. Ein Mitgrund dafür ist, dass die Entstehung von vielen Tumorarten noch immer weitgehend ungeklärt ist. Ein Team um Dr. Florian Halbritter, Principal Investigator an der St. Anna Kinderkrebsforschung, will nun am Beispiel eines Nierentumors (Nephroblastom) und eines Nerventumors (Neuroblastom) untersuchen, wieso sich nicht alle Zellen mit genetischen Mutationen zu Tumoren entwickeln.

Sowohl Nierentumore als auch Nerventumore entstehen bei Kindern schon im Embryo und sind evolutionsbiologisch eng verknüpft – sie folgen also ähnlichen Entwicklungslaufbahnen, obwohl sich die Tumoren aus unterschiedlichen Geweben entwickeln, die dieselben Genmutationen aufweisen können. „Nur weil in beiden Geweben die gleichen Mutationen existieren, heißt das aber noch nicht, dass auch beide Gewebe Tumore entwickeln werden“, erklärt Halbritter. Warum das so ist, will der Forscher in der vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Studie herausfinden.

Stammzellenmodelle für Herkunftsanalyse

Dafür baut der Forscher mittels Stammzellmodellen im Labor die Entwicklungslaufbahnen von Niere und Nebennierenmark nach. Zellen, welche diese beiden Organe ausbilden können, werden als Beispiel herangezogen, um die Nephroblastom- bzw Neuroblastomentstehung zu untersuchen. Sie liegen im Embryo nahe zusammen, entspringen aber unterschiedlichen Zellschichten. „Es ist wichtig, dass wir uns diese beiden Regionen ansehen, deren Entwicklung einen unterschiedlichen Ursprung haben“, sagt Halbritter. Nur so könne man herausfinden, was die Zellen in den relevanten Entwicklungsstadien unterscheidet und warum Zellen mit derselben Genmutation einmal zu einem gesunden Organ heranreifen und im anderen Organ die Entstehung von Tumoren begünstigen.

Zusammenarbeit mit internationale Stammzellexperten

Im Projekt arbeitet Halbritter zusammen mit den international renommierten Entwicklungsbiologen Dr. Anestis Tsakiridis (University of Sheffield, Großbritannien), und Dr. Minoru Takasato (RIKEN, Japan). Eine enge Zusammenarbeit ist auch mit, Sabine Taschner-Mandl, einer Expertin für solide Tumoren bei Kindern mit dem Schwerpunkt Neuroblastom, und Principal Investigator an der St. Anna Kinderkrebsforschung geplant.

Die vierjährige Studie baut auf den bisherigen Forschungen von Halbritters Gruppe auf. Außerdem wurde zur Vorbereitung ein Workshop zum Thema Stammzellen und Neuroblastom im Dezember 2023 abgehalten. „Bisher haben Studien nur nach allgemeinen Behandlungsmethoden gesucht und teilweise auch gefunden. Solche nichtspezifischen Behandlungen gehen aber immer mit Nebenwirkungen einher“, erklärt Halbritter. Deshalb sei es wichtig zu verstehen, wo ein Tumor herkommt, und wie er sich entwickelt. Dann kann man ihn spezifisch behandeln und Nebenwirkungen minimieren.