Neuroblastom: Ein bösartiger Tumor, der die Kleinsten trifft
Das Neuroblastom ist einer der häufigsten soliden Tumoren außerhalb des Gehirns und macht etwa 8-10% aller kindlichen Krebserkrankungen aus. Besonders Kleinkinder sind betroffen, da sich Neuroblastome häufig bereits während der embryonalen Entwicklung im Mutterleib aus unreifen Nervenzellen des peripheren Nervensystems bilden – jenem Teil des Nervensystems, das die Steuerung vieler wichtiger Körperfunktionen übernimmt. Diese Tumoren können in verschiedenen Körperregionen entstehen, am häufigsten jedoch in den Nebennieren, die Hormone produzieren, oder entlang der Wirbelsäule, wo wichtige Nervenverbindungen verlaufen.
Krebs von Geburt an
Das Neuroblastom entsteht aus Zellen der sogenannten Neuralleiste, einer Struktur, die während der Embryonalentwicklung Nervenzellen für das periphere Nervensystem hervorbringt. Diese Zellen sind normalerweise darauf programmiert, sich zu reifen Nervenzellen oder anderen Zellen des Nervensystems zu entwickeln. Im Falle eines Neuroblastoms entarten jedoch einige dieser Zellen, beginnen sich unkontrolliert zu teilen und bilden einen Tumor. Diese Tumoren können bereits bei der Geburt vorhanden sein oder sich kurz danach entwickeln. Die Art und das Verhalten des Tumors können stark variieren: Einige Neuroblastome wachsen schnell und aggressiv, während andere sich langsamer entwickeln oder sogar spontan zurückbilden.
Vielfältige Tumorzellen erschweren die Behandlung
Neuroblastome bestehen oft aus einer Vielzahl von Krebszellen, die sich genetisch und in ihrem Verhalten unterscheiden können. Dies führt dazu, dass nicht alle Zellen gleich gut auf Behandlungen ansprechen. Wenn sich Tumorzellen ausbreiten (metastasieren) und sich in anderen Körperregionen, wie zum Beispiel im Knochenmark, ansiedeln, können sie sich an die neue Umgebung anpassen und zusätzliche Veränderungen durchlaufen. Diese Vielfalt erschwert die Therapie und macht es notwendig, alle Tumorzelltypen zu erfassen und zu verstehen, wie sie mit ihrer Umgebung interagieren. Nur so können zielgerichtete und wirksamere Therapien entwickelt werden.
Die genetischen Grundlagen des Neuroblastoms sind noch nicht vollständig verstanden. Nur wenige Gene, die eine Rolle bei der Entstehung dieser Tumore spielen, sind bisher bekannt, und viele dieser Gene sind schwer mit Medikamenten zu behandeln. Dies führt dazu, dass die Krankheit oft resistent gegenüber herkömmlichen Therapien ist oder nach der Behandlung zurückkehrt. Ein weiteres Hindernis ist die unterschiedliche Wachstumsdynamik der Tumoren: Während einige von selbst verschwinden oder sich in gutartige Formen umwandeln, wachsen andere aggressiv und breiten sich im Körper aus. Besonders für Kinder mit diesem sogenannten Hochrisikoneuroblastom, das 50 % aller Neuroblastome ausmacht, ist die Prognose oft schlecht, und weniger als die Hälfte der betroffenen Kinder überlebt.
Forschung an der St. Anna Kinderkrebsforschung
Die St. Anna Kinderkrebsforschung setzt auf innovative Ansätze, um die Behandlungsmöglichkeiten von Neuroblastomen zu verbessern. Zwei Forschungsgruppen spielen dabei eine zentrale Rolle: Die Taschner-Mandl Gruppe erforscht unter anderem, wie Tumorzellen in Metastasen Immunzellen beeinflussen und ihre Abwehrfunktion schwächen oder ausschalten können. Zusammen mit der Halbritter Gruppe untersuchen die Forscher*innen außerdem, die Rolle von genetischen Mutationen, die zur Entstehung von Neuroblastomen beitragen. Dabei wollen sie unter anderem herausfinden, warum manche Zellen trotz genetischer Mutationen nicht entarten , um langfristig neue Ansätze zur Prävention und Therapie zu finden.
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